NEWS: Hinschauen nicht vertuschen

Die Studie über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche schockierte die Schweiz. In 74 Prozent der Fälle waren die Opfer minderjährig. Auch Säuglinge waren darunter.

Die Frage, wie es um die Prävention in den katholischen Jugendvereinen steht, liegt auf der Hand. Was wird unternommen, um sexuelle Missbräuche zu verhindern? Blick hat drei Vereinen auf den Zahn gefühlt.Verband Katholischer Pfadi

Für Thomas Boutellier (43), der jahrelang im Verband tätig war, ist klar: Prävention hat oberste Priorität. «Ein Jugendverband, der keine Massnahmen dafür ergreift, ist mehr als fahrlässig», sagt Boutellier zu Blick. 

Bei der Katholischen Pfadi gäbe es schon seit Jahren Massnahmen. «Neben einem Schutzkonzept absolvieren alle Leiter in Jugend und Sportkursen zehn Stunden im Bereich Missbrauchsprävention.»

Dabei lernen die Jugendlichen, wie sie Risikosituationen vermeiden können. Neben banalen Dingen wie getrennten Schlafräume oder dem Grundsatz, die Kinder weder beim Duschen noch auf der Toilette zu stören, werde auch die Feedback-Kultur ausgebaut. «Die Kinder werden sensibilisiert, Situationen, in denen sie sich unwohl fühlen, sofort anzusprechen.»

Sämtliche Präventionsmassnahmen, die vom Verband Katholischer Pfadi umgesetzt werden, stammen von der konfessionsneutralen Pfadibewegung Schweiz (PBS). Arbeitsgruppe für Ministrantenpastoral

Auch bei der deutschschweizerischen Arbeitsgruppe für Ministrantenpastoral (Damp) sei Prävention wichtig – jetzt umso mehr, wie Präsidentin Murielle Egloff (43) erklärt: «Es ist kein Geheimnis, dass die Ministranten einen Grossteil der Opfer ausmachen.» 

Unmittelbar nach der Publikation dieser «furchtbaren Ergebnisse» veröffentlichte der Verein ein Statement auf ihrer Webseite: «Die Ereignisse machen uns unendlich betroffen», schreiben sie. Wie sehr ihnen das Thema am Herzen liegt, wird unmissverständlich klar: Noch bevor man herumscrollen kann, ploppt das Fenster mit ihrer Stellungnahme auf.

Der Verein Damp bietet zur Prävention Kurse an, um die Jugendlichen im Bereich sexuelle Missbräuche zu schulen. Obligatorisch seien diese nicht. Egloff betont aber: «Wir empfehlen den Pfarreien den Besuch der Kurse dringend.»

Ein Thema, das immer wieder aufkomme, sei das «Zupfen am Gewand». «Die Leute haben oft das Gefühl, sie müssen bei den Ministranten das Gewand richten.» Das sei zwar gut gemeint, könne aber heikel sein. Egloff hofft, dass durch die Studie punkto Präventionsarbeit einiges ins Rollen kommt. Für sie ist klar: «Da gibt es noch Luft nach oben.»Verband Schweizer Jungwacht Blauring (Jubla)

Wie bei der katholischen Pfadi sind auch bei der Jubla Kurse im Bereich Missbrauchsprävention obligatorisch. «Wir tolerieren keine Grenzverletzungen oder sexuelle Missbräuche», sagt Jonas Amherd, Verantwortlicher Krisenmanagement der Jubla Schweiz. 

Neben den Leitern werden auch die Teilnehmer früh sensibilisiert. «Die Kinder lernen von klein auf, ihre eigenen Grenzen und die der anderen kennen.» Zudem empfehle der Verband den Anstellungsbehörden, von sämtlichen kirchlichen Angestellten einen Sonderprivatauszug zu verlangen.

Quelle: MSN

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