Tag Archiv für mittwochs kolumne 30.08.23

Mittwochskolumne vom 30.08.2023

Wie kann ich Christ sein im Alltag?

Bern (novaradio.ch): In der heute so säkularen Gesellschaft stellt sich häufig die Frage, wie man Christ sein kann im Alltag. Wie kann ich es schaffen, im Berufsleben und in der Freizeit meinen katholischen Glauben zu leben? Natürlich ist der Besuch der Messe etwas ganz Zentrales. Ein Katholik muss aus der Eucharistie heraus leben. Nur wenn wir ständig vor Augen haben, was Jesus für uns am Kreuz erlitten hat, sind wir bereit, unser Leben aus der Liebe heraus zu leben. Wie sieht dies jedoch im Alltag konkret aus? Ich gehöre nicht zu den Katholiken, die glauben, dass man vor allem durch äussere Zeichen oder durch verbale Äusserungen sein Christsein offenbaren muss. Ich trage zwar ein Kreuz, das ich nicht verstecke, aber ich betone nicht überall, dass ich praktizierender Katholik bin. Ich glaube daran, dass Mitmenschen durch die Taten erkennen sollen, dass jemand Christ ist. Wenn ich es nur schaffe, durch Worte Christus zu bezeugen, lebe ich mein Christsein nicht wirklich. Im Alltag habe ich viele Möglichkeiten, meinen Mitmenschen zu beweisen, dass ein Christ anders lebt als Menschen, die keinen Glauben an Jesus in sich tragen. Eine Tugend ist dabei beispielsweise die Geduld. Mir fällt auf, wie ungeduldig Menschen heute sind. Die meisten Menschen haben keine Geduld mit ihren Mitmenschen, sondern sind oft aggressiv und launisch. Nur schon kleine Zwischenfälle führen zu Wutausbrüchen. Durch Nachsicht und die Wahrung der Contenance kann ein Christ im Alltag zeigen, dass er sich von den Mitmenschen unterscheidet. Jesus gab uns den Auftrag, dass die Welt uns an der Liebe erkennen solle. Dabei müssen es nicht unbedingt grosse Werke der Liebe sein. Das Leben besteht aus vielen kleinen Taten. Ich glaube sogar, dass es eine grössere Liebe darstellt, durch viele kleine Taten seine Liebe zu bezeugen anstatt durch eine grosse. Bei grossen Taten besteht oft die Gefahr, dass ich dies nur deshalb tue, weil ich möchte, dass mich die Leute achten und respektieren. Bei kleinen Taten zeigt sich die Liebe mehr. Am meisten zeigt sich die Liebe im Gebet. Für jemanden zu beten ist sehr wichtig. Selber durfte ich dies immer wieder am eigenen Leib erfahren. Ich bin dankbar, dass es immer wieder Menschen in meinem Leben gab, die für mich gebetet haben. Auch ich versuche, für meine Mitmenschen zu beten. Durch das Gebet kann ich jemandem beistehen, ohne dass die Person merkt, dass ich ihr helfe. Es ist wohl die reinste Form der Nächstenliebe, weil ich keine Gegenleistung erwarten kann.

Versuchen wir daher, im Alltag Christen zu sein, ohne viel Aufsehen zu erregen. Kleine Taten der Liebe werden unseren Mitmenschen zeigen, dass wir anders sind als der Rest der Gesellschaft. So werden wir Menschen für das Reich Gottes gewinnen. DR