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Mittwochskolumne: Ökumene

Ökumene

Bern (novaradio.ch): Vom 18. bis 25. Januar findet die Gebetswoche für die Einheit der Christen statt. Es ist schön, dass jedes Jahr für die Einheit der Christen gebetet wird. Jesus Christus wollte keine gespaltene Christenheit, sondern dass wir alle eins sind. Daher sollte jeder Christ, dies unabhängig von seiner Konfession, dazu beitragen, diese Einheit zu fördern. Man trägt jedoch nicht dazu bei, indem man seine eigene Konfession verleugnet. Leider wurde dies in den letzten Jahren zu häufig getan. Katholiken haben darauf verzichtet, die katholische Lehre zu vertreten, um die Reformierten nicht zu beleidigen. Beispielsweise wurde auf die Feier der Eucharistie verzichtet, um ökumenische Gottesdienste zu ermöglichen. Da ich viele Freunde habe, die reformiert sind, weiss ich, dass glaubensfeste Reformierte sicherlich keinen Anstoss daran nehmen, wenn Katholiken das zentrale Geheimnis ihres Glaubens – die Eucharistie – feiern. Ganz im Gegenteil haben reformierte Mitchristen häufig ein grosses Interesse an der Heiligen Messe, da ihnen die reformierten Gottesdienste sehr wortlastig und wenig sinnesfreudig vorkommen. Daher sollte die Praxis, die Eucharistiefeier aufgrund von einem ökumenischen Gottesdienst ausfallen zu lassen, vermieden werden. Wenn wir eine wahrhaftige Ökumene wünschen, dann darf dies nicht auf Kosten der Katholischen Identität geschehen. Auch wir als Katholiken können von den evangelischen Mitchristen nicht verlangen, auf ihre Identität zu verzichten.

Ökumene bedeutet für mich daher nicht Verwässerung des Glaubens, sondern die Suche nach Gemeinsamkeiten. Die grösste Gemeinsamkeit ist dabei der Glaube an Jesus Christus und an sein Wort, das uns in der Heiligen Schrift offenbart wird. Es wäre sehr schön, wenn Christen vermehrt zusammenkämen, um die Bibel zu lesen. Auch könnten Christen gemeinsam diakonische Projekte starten. Für Menschen in Not spielt es keine Rolle, ob ihnen ein Katholik oder Protestant hilft. Das Tragische an der heutigen Ökumene ist, dass sie krampfhaft versucht, gerade dort Gemeinsamkeiten zu schaffen, wo die grössten Unterschiede sind (Liturgie), währenddem in den Bereichen, wo man gemeinsam wirken könnte, keine Anstrengungen unternommen werden (Diakonie und Verkündigung).

Nutzen wir diese Woche, um Gott darum zu bitten, uns Wege der Einheit zu zeigen, ohne dass wir unseren katholischen Glauben relativieren müssen. DR