Wahre Gerechtigkeit
Bern (novaradio.ch): Im heutigen Evangelium sagt Jesus seinen Jüngern, sie sollten ihre Gerechtigkeit nicht zur Schau stellen. Wer jemandem hilft, soll dies tun, ohne darüber zu reden. Wer fastet, soll ebenfalls fasten, ohne dass die Mitmenschen dies merken. Die Werke der Gerechtigkeit sollen nicht dazu dienen, seine eigene Reputation vor den Mitmenschen zu erhöhen. Die heutige Gesellschaft predigt genau das Gegenteil. „Gutes tun und darüber reden“ ist beispielsweise eine Redewendung, die immer wieder hörbar ist. Einige gemeinnützige Organisationen haben diese Redewendung als ihren Slogan, obwohl dieser Grundsatz den Worten Jesu widerspricht. Auch in den sozialen Medien sieht man überall zur Schau gestellte Gerechtigkeit. Heutzutage scheint es nur wichtig zu sein, sich in der Öffentlichkeit als guter Mensch zu präsentieren – die realen Taten spielen keine Rolle. Ich möchte beispielsweise nicht die Jugendlichen und Erwachsenen kritisieren, die sich für die Umwelt einsetzen. Auch ich denke, dass der Mensch kein Recht hat, die natürlichen Lebensbedingungen für sich und zukünftige Generationen zu zerstören. Was mich aber stört, ist der Drang, alle Aktionen möglichst publizitätswirksam zu inszenieren. Umso unglaubwürdiger werden diese Aktionen, wenn die gleichen, die für Umweltschutz eintreten, dann klammheimlich mit dem Flugzeug fliegen und Ferien an weit entfernten Orten machen. Ähnlich ist es mit der Hilfe für die Armen. Oft wird in der virtuellen Welt viel mehr das Leid der Armen beklagt als im realen Leben. Die gleichen Menschen, die auf Instagram sich darüber aufregen, dass es so viele arme Menschen gibt, würden selbst nichts tun, um diesen Menschen im richtigen Leben zu helfen. In unserer heutigen Gesellschaft gibt es viel mehr Schein als Sein. Jesus möchte, dass wir alles Gute, das wir tun, nur um des Guten willen tun. Auch Papst Franziskus betont immer wieder, dass wir unser Herz nicht korrumpieren lassen dürfen. Lassen wir uns von den Worten des heutigen Evangeliums inspirieren und Menschen der Tat werden, die das Gute wollen, unabhängig davon, was die Menschen von uns denken. Dies ist wahres Christentum. DR