Mittwochskolumne vom 13.09.2023

In schweren Zeiten zur Kirche stehen

Bern (novaradio.ch): Gestern wurde die Pilotstudie zum sexuellen Missbrauch in der Schweizer Kirche veröffentlicht. Die Studie zeigt auf, was zu erwarten war: In der Schweizer Kirche gab es verschiedenste Missbrauchsfälle, bei denen Täter geschützt wurden. Persönlich denke ich, dass jeder Fall einer zu viel ist und man alles tun muss, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Ebenfalls braucht es eine Prävention, durch die in Zukunft solche Fälle so weit wie möglich verhindert werden.

Was es jedoch nun ebenfalls braucht, sind Katholiken, die zur Kirche stehen. Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass die treuen Katholiken sich zur Kirche bekennen. Es ist gut, dass eine Aufarbeitung stattfindet, aber man darf in solche Studien nicht Dinge hineininterpretieren, die wissenschaftlich nicht belegbar sind. Wenn auch von vielen Fällen des Missbrauchs berichtet wird, so wissen wir nicht, wie viele Prozent der Priester tatsächlich übergriffig wurden. Es ist falsch, nun ganze Generationen von Priestern zu verurteilen, obwohl die allermeisten sich nichts zu Schulden kommen liessen. Ebenfalls ist es total verfehlt, die katholische Lehre zu kritisieren und ihr systemische Ursachen für diese Missbrauchsfälle zu attestieren. Wenn nun die Abschaffung des Zölibats, die Frauenordination oder die Änderung der Sexualmoral gefordert wird, stehen hier rein ideologische Forderungen im Vordergrund, die nichts mit der vorliegenden Statistik zu tun haben. Wir müssen bedenken, dass die weltlichen Institutionen und Vereine wie Schulen, Sportvereine, Musikvereine, etc. keine solch akribische Forschung zu ihren Missbrauchsfällen betrieben haben wie die katholische Kirche. Auch die reformierte Kirche und andere Religionsgemeinschaften zeigen nicht die gleiche Bereitschaft wie die katholische Kirche, sich dieser Problematik zu stellen. Für mich ist klar, dass sexueller Missbrauch überall vorkommt und nicht spezifisch etwas mit der katholischen Kirche zu tun hat. Es steht aber auch ausser Frage, dass die Kirche moralisch eine Vorbildfunktion hat und es nicht zulassen darf, dass solche Fälle vorkommen. Das Heilmittel ist jedoch nicht weniger Moral, sondern mehr. Der Mensch ist ein Triebwesen und die Tolerierung einer sexuellen Libertinage, wie sie von progressiven Theologen gefordert wird, führt nicht zu weniger Missbrauch, sondern zu mehr Missbrauch. Der grösste Fehler, der nun gemacht werden könnte, wäre derjenige, dass die Bischöfe und Priester nun zu moralischen Fragen schweigen, weil sie denken, dass sie keine Autorität mehr besitzen, über solche Dinge zu sprechen, nachdem viele Missbräuche im kirchlichen Umfeld passiert sind. Gerade dadurch würde den Opfern nicht geholfen werden. Jeder Katholik ist aufgerufen, sich zu heiligen und keinen Menschen zu instrumentalisieren. Denn gerade dies geschieht bei sexuellem Missbrauch. Eine Erneuerung der Kirche geschieht nicht durch eine Änderung des Lehramts oder der Dogmen, sondern durch einen Wandel unserer Herzen. Möge die Gottesmutter, deren Namenstag wir gestern gefeiert haben, uns dabei helfen. DR

Kommentare sind geschlossen.