Bern (novaradio.ch): Nach Ostern bewegen wir uns auf Pfingsten zu, das als Anbeginn der Kirche gefeiert wird. Dieses Nähern auf Pfingsten sollte uns motivieren, uns die Frage zu stellen, was die Kirche eigentlich ist. Benedikt XVI. hat einmal darauf hingewiesen, dass die Kirche nicht in erster Linie eine Institution oder ein Moralsystem ist, sondern dass wir als Christen Jesus folgen. Wir folgen als Christen dem menschgewordenen Wort Gottes. Für mich ist dies eine ganz zentrale und wichtige Definition. Die Kirche besteht nicht in erster Linie aus schönen Kirchen, aus einer schönen Liturgie oder schönen religiösen Texten und Gesängen, schon gar nicht besteht die Kirche aus einer Steuergemeinschaft (wie in vielen Kantonen der Schweiz): Die Kirche besteht aus Menschen, die bereit sind, Jesus Christus zu folgen und seinen Willen zu erfüllen. Alle Glieder der Kirche, vom Papst bis zum einfachen Laien, müssen sich ständig die Frage stellen, was der Wille Jesu ist. Ich möchte damit nicht in Abrede stellen, dass es eine Hierarchie braucht, sondern nur darauf aufmerksam machen, dass unser Glaube ganz auf Jesus Christus gegründet ist. Er ist der Weg, auf dem wir schreiten und er ist die Wahrheit. Als Christen dürfen wir daher nicht in eine Lethargie und Nostalgie verfallen, wenn es darum geht, diese Wahrheit zu verkünden. Viele Menschen sind traurig darüber, dass das Pfarreileben nicht mehr so ist wie früher. Sie trauern den Zeiten nach, als sich alle noch im Dorf und in der Pfarrei gekannt haben. Dieses Nachtrauern nach vergangenen Zeiten bringt nichts. Der Christ muss sich an die Begebenheiten anpassen, die heute vorherrschen und er (oder sie) muss versuchen, Christus in allen möglichen Situationen nachzufolgen, ohne seinen Willen und seine verkündete Wahrheit zu relativieren. Ich kann Menschen, welche äussere Umstände dafür verantwortlich machen, dass sie nicht mehr ihren Glauben praktizieren, nicht verstehen. Wenn beispielsweise im eigenen Dorf nicht mehr die Heilige Messe angeboten wird, dann müssen wir halt bereit sein, längere Wege in Kauf zu nehmen, um die Eucharistie zu feiern. In religiösen Fragen dürfen wir nicht faul sein, sondern willig, um aus unseren Gewohnheiten und unserer Bequemlichkeit auszubrechen. Denken wir an die ersten Jünger, die Juden waren und das Christentum annahmen. Wie flexibel mussten sie sein, um den Glauben anzunehmen und zu praktizieren? Ist es heute zu viel verlangt, dass wir auf unsere Bequemlichkeit zugunsten einer authentischen Kirche verzichten? Bitten wir Jesus, dass er uns die Kraft schenkt, ihm zu folgen. Schreiten wir auf Pfingsten zu, indem wir den Willen Jesu ständig versuchen zu erfüllen. DR