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NEWS: Moskauer Patriarch sagt folgendes über Rom

Die Beziehungen zwischen dem Moskauer Patriarchat und der Römisch-Katholischen Kirche sind seit Jahren von Spannungen, aber auch von vorsichtigen Annäherungen geprägt. Angesichts der geopolitischen und kirchenpolitischen Entwicklungen stellt sich die Frage, welche Themen noch fruchtbar diskutiert werden können und ob es mögliche Wege zur Annäherung gibt.

Theologische und spirituelle Gemeinsamkeiten

Trotz tiefgehender dogmatischer Unterschiede zwischen der orthodoxen und der katholischen Kirche gibt es zahlreiche theologische und spirituelle Berührungspunkte. Beide Kirchen teilen die Sakramentenlehre, die Verehrung der Gottesmutter Maria und die Tradition der apostolischen Sukzession. Die Gespräche könnten sich darauf konzentrieren, diese Gemeinsamkeiten weiter zu betonen und zu vertiefen.

Humanitäre Zusammenarbeit und gesellschaftliche Verantwortung

Ein zentraler Bereich, in dem Moskau und Rom noch miteinander reden können, ist die humanitäre Zusammenarbeit. Angesichts globaler Krisen wie Kriegen, Armut und der Verfolgung von Christen weltweit könnten beide Kirchen gemeinsam auftreten, um humanitäre Hilfe zu koordinieren und sich für Frieden und soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Die bisherigen Gespräche zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill haben gezeigt, dass es zumindest auf diesem Gebiet ein gewisses Interesse an Kooperation gibt.

Geopolitische Spannungen als Hindernis

Dennoch gibt es erhebliche Herausforderungen. Die enge Verflechtung des Moskauer Patriarchats mit der russischen Politik stellt ein großes Hindernis für den Dialog dar. Die Haltung der russisch-orthodoxen Kirche zum Krieg in der Ukraine hat zu Spannungen mit dem Vatikan geführt. Papst Franziskus hat sich mehrfach für Frieden ausgesprochen und dabei die Position des Moskauer Patriarchats kritisiert. Dies erschwert den theologischen Dialog, da die katholische Kirche das Moskauer Patriarchat als politisch instrumentalisiert wahrnimmt.

Perspektiven für die Zukunft

Trotz der aktuellen Schwierigkeiten gibt es Potenzial für weitere Gespräche, insbesondere über interreligiöse Zusammenarbeit, den Schutz christlicher Werte und die Herausforderungen der modernen Welt. Eine mögliche Brücke könnte die Stärkung lokaler Initiativen sein, bei denen katholische und orthodoxe Gemeinden auf regionaler Ebene kooperieren.

Letztlich hängt der Dialog zwischen dem Moskauer Patriarchat und Rom davon ab, ob beide Seiten bereit sind, politische Differenzen zu überwinden und gemeinsame Interessen in den Vordergrund zu stellen. Solange jedoch das Moskauer Patriarchat eine enge Bindung an den russischen Staat aufrechterhält, bleibt die Frage, worüber noch sinnvoll gesprochen werden kann, weiterhin schwierig zu beantworten.

NEWS: Neue Manöver zur Wahl

Die Wahl des Kardinaldekans ist ein bedeutendes Ereignis innerhalb des Kardinalskollegiums, das oft im Schatten der Papstwahl steht, aber dennoch eine zentrale Rolle in der Leitung der Kirche spielt. Traditionell obliegt es dem Kardinaldekan, das Konklave zu leiten und im Falle eines Papstrücktritts oder -sterbens die Kirche bis zur Wahl eines neuen Oberhaupts in geordneten Bahnen zu halten. Doch in den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Wahl dieses wichtigen Amtes nicht mehr nur eine reine Formsache ist, sondern zunehmend strategische Überlegungen und kirchenpolitische Manöver eine Rolle spielen.

Der Kardinaldekan: Mehr als nur ein Ehrenamt

Der Dekan des Kardinalskollegiums wird von den Kardinälen der Bischofsklasse gewählt – einer kleinen, aber einflussreichen Gruppe. Ursprünglich war dieses Amt vor allem mit repräsentativen Aufgaben verbunden, doch im 21. Jahrhundert hat sich seine Bedeutung gewandelt. Angesichts der Spannungen innerhalb der Kurie, der fortschreitenden Säkularisierung und der wachsenden Herausforderungen für die Kirche wird die Person des Kardinaldekans zunehmend als Machtfaktor betrachtet.

Strategien und Einflüsse

Während früher oft der ranghöchste Kardinal automatisch Dekan wurde, sind heute gezielte Wahlstrategien zu beobachten. Verschiedene Flügel innerhalb des Kardinalskollegiums versuchen, Kandidaten zu fördern, die ihre theologische Ausrichtung oder kirchenpolitischen Vorstellungen teilen. Dabei gibt es mehrere mögliche Tendenzen:

  1. Die Bewahrung der Tradition – Konservative Kreise setzen sich für Kandidaten ein, die die klassische Linie der Kirche betonen und eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte und Dogmen befürworten.
  2. Reformerische Kräfte – Progressivere Kardinäle versuchen, einen Dekan zu wählen, der offen für Veränderungen ist und beispielsweise Themen wie die Synodalität, den Umgang mit Missbrauchsskandalen oder eine Modernisierung der Kirchenstrukturen vorantreiben könnte.
  3. Neutrale Vermittler – In einem gespaltenen Kardinalskollegium könnte auch die Wahl eines diplomatischen Kandidaten eine Strategie sein, um eine Balance zwischen verschiedenen Richtungen zu wahren.

Der Einfluss des Papstes

Auch der amtierende Papst spielt indirekt eine Rolle. Obwohl er die Wahl des Kardinaldekans nicht direkt beeinflusst, kann er durch vorherige Kardinalsernennungen die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums prägen. In den letzten Jahren war zu beobachten, dass Papst Franziskus gezielt Kardinäle aus verschiedenen Teilen der Welt berufen hat, um die Dominanz europäischer und vor allem italienischer Kardinäle aufzubrechen.

Ein Blick in die Zukunft

Die Wahl des Kardinaldekans wird in den kommenden Jahren weiterhin eine sensible und strategisch wichtige Entscheidung sein. Angesichts der globalen Herausforderungen, mit denen sich die katholische Kirche konfrontiert sieht, könnte der neue Kardinaldekan eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung auf das nächste Pontifikat spielen. Es bleibt abzuwarten, ob künftige Wahlen zu einem stärkeren politischen Ringen innerhalb der Kirche führen oder ob ein gemeinsamer Konsens gefunden wird, der das Kardinalskollegium einen kann.

NEWS: Kirgisische Christen werden bedroht

Ein neues Gesetz, das am 1. Februar in Kraft trat, könnte dazu führen, dass viele Kirchen in Kirgisistan geschlossen werden. Es ist Teil der Bestrebungen des ehemaligen Sowjetstaates, die Religionsfreiheit einzuschränken. Laut dem Weltverfolgungsindex der NGO Open Doors war Kirgisistan im vergangenen Jahr das Land, in dem sich die Lage der Christen am deutlichsten verschlechtert hat.
Burgdorf, 05. Februar 2025 – Die ehemalige Sowjetrepublik Kirgisistan beharrt hartnäckig auf ihrer Absicht, die Religionsfreiheit weiter einzuschränken. Ein erstes Gesetz sollte das seit 2008 geltende Gesetz ersetzen, wurde aber im Oktober 2023 vom Parlament abgelehnt. Also kam die Regierung mit einem noch restriktiveren Entwurf zurück, der am 1. Februar in Kraft trat. (Das neue Gesetz wurde am 26. Dezember 2024 vom Parlament verabschiedet und am 22. Januar 2025 vom Präsidenten unterzeichnet). 

Kirchen mit weniger als 500 Mitgliedern werden illegal

Das neue Religionsgesetz bedeutet, dass alle religiösen Gemeinschaften im Land bei den Behörden registriert werden müssen, um eine Zulassung zu erhalten, die alle fünf Jahre erneuert werden muss. Um diese Zulassung zu erhalten, müssen sie eine sehr hohe Anzahl an Unterschriften von Mitgliedern vorlegen. Das Religionsgesetz macht Gemeinschaften mit weniger als 500 erwachsenen Mitgliedern die legale Existenz unmöglich.

Verletzung der Privatsphäre

Kirchen, die nicht genügend Unterschriften vorlegen können, werden sogar das Recht verlieren, zu predigen und Erwachsene oder Kinder zu unterrichten. Ein kirgisischer Protestant ist besorgt: «Ich befürchte, dass viele Gemeinden geschlossen werden.»
Denn in diesem Land ist es eine fast unmögliche Aufgabe, so viele Unterschriften zu sammeln. Christen möchten anonym bleiben, weil sie befürchten, dass ihre Privatsphäre von den Behörden verletzt wird, z. B. durch Abhören. 

Kirgisistan auf Platz 47 der christenfeindlichsten Länder

In mehreren zentralasiatischen Ländern werden die persönlichen Freiheiten durch autokratische Regierungen bedroht, doch in Kirgisistan hat sich die Lage im letzten Jahr am stärksten verschlechtert. Seine Punktzahl im Weltverfolgungsindex stieg um 7,5 Punkte (auf einer Skala mit 100 Punkten), das Land stieg um 14 Ränge auf Platz 47 und kehrte damit zum ersten Mal seit 2013 in die Top 50 zurück. Dies ist die stärkste Verschlechterung der Situation eines Landes in diesem Jahr. 
«Bevor der derzeitige Präsident Sadyr Japarow im Januar 2021 an die Macht kam, war Kirgisistan als das am wenigsten autoritäre Land in Zentralasien bekannt», stellt Rolf Zeegers, Analyst von World Watch Research, der Forschungsabteilung von Open Doors, fest. Seitdem hat das Land einen starken Anstieg der Gewalt gegen Kirchen erlebt, beispielsweise durch Steinwürfe oder das Eindringen gewaltbereiter Gruppen in Gotteshäuser.  

Besondere Diskriminierung von Christen muslimischer Herkunft

86% der Bevölkerung Kirgisistans sind Muslime. Zum Druck von der Regierung kommt noch die spezifische Diskriminierung von ehemaligen Muslimen, die Christen geworden sind, durch ihre Familien hinzu. Jan de Vries, Forschungsbeauftragter für Zentralasien bei World Watch Research, erklärte: «Was am häufigsten vorkommt, ist, dass muslimische Frauen, die Christinnen werden, ins Visier genommen werden. Es gibt mehrere Beispiele von Frauen, die zum Christentum konvertiert sind und von ihren Ehemännern geschlagen und bedroht werden. In mehreren Fällen wurden sie mit ihren Kindern aus ihren Häusern vertrieben. Unverheirateten Frauen wurde ebenfalls gedroht, nicht mehr Teil der Familie und der Gesellschaft zu sein, wenn sie ihren neuen Glauben an Jesus nicht aufgeben.»

Der Untergrund als Fluchtweg

Im Allgemeinen versammeln sich Christen mit muslimischem Hintergrund in kleinen Hauskirchen. Sie möchten sich nicht registrieren lassen, weil sie nicht wollen, dass die Regierung von ihnen erfährt. «Wir sehen also, dass es vermehrt eine Bewegung von ehemaligen Muslimen im Untergrund geben wird, weil sie Angst davor haben, von ihren muslimischen Familien, der muslimischen Gesellschaft, aber auch von der Regierung verfolgt zu werden», schliesst Jan de Vries. 

Quelle: Open Doors Schweiz

Theologiestunde: Bausteine des Glaubens Teil 1

Doppelmoral oder differenzierte Politik? – Christliche Mädchenschulen und muslimische Sondergräber

In der aktuellen Debatte über Religionsfreiheit und Gleichberechtigung sorgt eine scheinbare Diskrepanz für Diskussionen: Während christliche Mädchenschulen in manchen Regionen verboten oder eingeschränkt werden, werden zugleich muslimische Sondergräber auf Friedhöfen eingerichtet. Dies wirft die Frage auf: Handelt es sich um eine bewusste Bevorzugung einer Religion oder um eine differenzierte Herangehensweise an gesellschaftliche Bedürfnisse?

Bildungspolitik und christliche Mädchenschulen

Christliche Privatschulen – insbesondere Mädchenschulen – haben eine lange Tradition in vielen Ländern. Sie bieten nicht nur eine religiös geprägte Erziehung, sondern oft auch einen hohen Bildungsstandard. Dennoch stehen sie immer wieder in der Kritik: Manche argumentieren, dass geschlechtsspezifische Schulen nicht mehr zeitgemäss seien oder dass der Einfluss religiöser Institutionen auf die Bildung begrenzt werden müsse. In einigen Fällen führten diese Argumente sogar dazu, dass christliche Schulen vor Herausforderungen wie Finanzierungsstreichungen oder strengen Regulierungen stehen.

Gegner solcher Schulen betonen die Notwendigkeit von weltanschaulicher Neutralität im Bildungssystem. Befürworter hingegen kritisieren, dass gerade christliche Schulen ins Visier genommen werden, während andere religiöse oder kulturelle Sonderregelungen akzeptiert oder sogar gefördert werden.

Muslimische Sondergräber: Eine Frage der Pietät?

Gleichzeitig setzen sich muslimische Gemeinschaften in vielen Ländern erfolgreich für Sondergräber auf Friedhöfen ein, die nach islamischen Bestattungsritualen ausgerichtet sind. Dazu gehören oft gesonderte Grabfelder, die nach Mekka ausgerichtet sind, und eine Beisetzung ohne Sarg. Diese Praxis wird vielerorts ermöglicht, da sie als eine Form der Religionsfreiheit und des Respekts vor kulturellen Traditionen betrachtet wird.

Während Kritiker hier eine unfaire Bevorzugung sehen – schliesslich gibt es oft keine speziell „christlichen“ Grabfelder –, argumentieren Befürworter, dass diese Massnahmen notwendig seien, um den Bedürfnissen der jeweiligen Gemeinschaften gerecht zu werden. Zudem sei eine islamische Bestattung ohne Sarg aus theologischen Gründen oft unumgänglich, während für Christen in der Regel keine derart spezifischen Vorgaben existieren.

Ein fairer Umgang mit religiösen Bedürfnissen

Die Debatte zeigt, dass es kein einfaches Schwarz-Weiß gibt. Statt von einer gezielten Benachteiligung oder Bevorzugung auszugehen, könnte man hinterfragen, warum unterschiedliche Massstäbe angesetzt werden. Ist es wirklich eine Doppelmoral, oder liegt es an unterschiedlichen rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen?

Ein ausgewogener Umgang mit Religion im öffentlichen Raum sollte darauf abzielen, faire Bedingungen für alle zu schaffen – sei es im Bildungsbereich oder bei der Bestattungskultur. Wenn christliche Mädchenschulen verboten werden, während muslimische Sondergräber eingerichtet werden, müssen nachvollziehbare, rechtliche und gesellschaftliche Gründe erkennbar sein. Andernfalls entsteht ein Gefühl der Ungerechtigkeit, das das gesellschaftliche Miteinander eher belastet als fördert.

Letztlich sollte Religionsfreiheit nicht selektiv interpretiert werden – sie gilt für alle gleichermassen.