Johannes der Apostel

Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)

Apostel, Evangelist, Märtyrer

  • in Bethsaida, heute der Hügel Et-Tell bei Ad Dardara in Syrien
    † um 101 (?) in Ephesus, heute Ruinen bei Selçuk in der Türkei (?)
Quelle:
Joachim Schäfer – <a href=“www.heiligenlexikon.de“>Ökumenisches Heiligenlexikon</a>

Johannes war der Sohn des Zebedäus und der Salome, Bruder von Jakobus dem Älteren, von Beruf Fischer mit offenbar energischem Charakter, der ihm von Jesus den Beinamen Donnersohn einbrachte (Markusevangelium 3, 17). Johannes wurde als vierter – nach Petrus, Andreas und seinem Bruder zum Jünger Jesu berufen (Markusevangelium 1, 19). Er war mit diesen – ohne Andreas – besonders im Markusevangelium dem inneren Kreis um Jesus zugehörig: Schon bei der Auferweckung der Tochter des Jairus waren sie dabei (Markusevangelium 5, 37), dann bei der Verklärung Jesu (Markusevangelium 9, 2), bei Jesu verzweifeltem Gebet am Ölberg in der Nacht zum Karfreitag (Markusevangelium 14, 33). Nach dem Zeugnis des Johannes-Evangeliums war er der einzige Jünger unter dem Kreuz, wo Jesus ihn als seinen Lieblingsjünger bezeichnete (Johannesevangelium 19, 26). Mit Petrus war er auch der erste, der nach der Nachricht der Frauen zum leeren Grab Jesu eilte (Johannesevangelium 20, 1 – 9).

Zusammen mit seinem Bruder Jakobus bat Johannes Jesus, dass wir einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen werden in deiner Herrlichkeit, was Jesus zurückwies und ihnen Leidensbereitschaft abverlangte, die anderen Jünger aber zu Unmut veranlasste (Markusevangelium 10, 35 – 41). Beim Abendmahl am Gründonnerstag lag Johannes Jesus in seinem Schoß (Johannesevangelium 13, 23). Ihm vertraute der sterbende Jesus seine Mutter an (Johannesevangelium 19, 25f). Als erster der Jünger wurde er Zeuge des leeren Grabes (Johannesevangelium 20, 4f) am Ostermorgen, als erster erkannte er den Auferstandenen bei dessen Erscheinung am See Gennesaret – dem heutigen Jam Kinneret – (Johannesevangelium 21, 7).

In der Frühphase der Urgemeinde in Jerusalem war Johannes zusammen mit Petrus die prägende Gestalt. Beide bewirkten nach Pfingsten die erste Heilung, die eines Gelähmten im Tempel (Apostelgeschichte 3, 1 – 11), traten öffentlich predigend im Tempel auf und brachten damit die Autoritäten gegen sich auf (Apostelgeschichte 4, 1f, 13), beide widersprachen unerschrocken (Apostelgeschichte 4, 19). Beide genossen das Vertrauen der Urgemeinde so, dass sie zur Stärkung der ersten außerhalb Jerusalems entstandenen Gemeinde in Samaria – dem heutigen as-Samarah – ausgesandt wurden (Apostelgeschichte 8, 14). Paulus zählte Johannes, seinen Bruder Jakobus und Petrus zu den Säulen der Urgemeinde (Galaterbrief 2, 9).

Unklar bleibt, ob der Sohn des Zebedäus Johannes und der Lieblingsjünger Johannes tatsächlich ein und dieselbe Person waren; außer der Namensgleichheit gibt auch das Johannesevangelium dafür keinen zwingenden Hinweis.

Die Überlieferung setzt den Jünger Johannes gleich mit dem Evangelisten Johannes, der wohl in Ephesus wirkte, wo im Kreis der Schüler des Apostels Johannes das nach ihm benannte Evangelium und die drei ihm zugeschriebenen Briefe entstanden. Schon Papias von Hierapolis aber unterschied den Jünger von einem Presbyter Johannes. 1 Die Forschung kann heute den Verfasser des Evangeliums und der Briefe nicht als den Jünger, den der Herr liebhatte, anerkennen. Die Verfasserangabe Johannes im Evangelium (1, 15) findet sich erst in späten Quellenschriften, im ersten der Briefe fehlt sie ganz, im zweiten und dritten Brief bezeichnet sich der Verfasser nur als Ältester. Die Wissenschaft unterscheidet auch den Knecht Johannes (Offenbarung 1, 1) als selbstgenannten Autor der Apokalypse von dem, der sich als Verfasser des Evangeliums nennt (Johannesevangelium 21, 24). Alle nach Johannes benannten Schriften im Neuen Testament gehen aber auf dieselbe frühchristliche Denkschule zurück, die sich offenbar (Johannesevangelium 19, 35) auf einen Augenzeugen des Kreuzestodes Jesu berufen kann.

Ausführlich erzählt die Legenda Aurea von Johannes‘ Wirksamkeit in Kleinasien, wo er im Artemis-Tempel in Ephesus nicht opfern wollte. Aristodemus, der Oberpriester des Tempels, wollte nach Unruhen – die Goldschmiede fürchteten Verluste beim Verkauf ihrer Diana-Amulette – Johannes veranlassen, doch zu opfern, andernfalls müsse er das Gift trinken, an dem zwei Verbrecher vor seinen Augen schon gestorben waren. Johannes schlug das Kreuz über dem Kelch, das Gift entwich als Schlange, er trank ohne zu sterben, warf seinen Mantel auf die Verbrecher und diese erwachten zum Leben, worauf Aristodemus sich bekehrte.

Johannes wurde dann nach den legendarischen Berichten im Jahr 95 – es war die Zeit Verfolgung unter Kaiser Domitian – doch noch ergriffen und nach Rom gebracht. An der Porta Latina soll er das Martyrium im Ölkessel erlitten haben, aber das Öl verwandelte sich in ein erfrischendes Bad, er entstieg unversehrt und wurde auf die Insel Patmos verbannt, wo er demnach das Buch der Offenbarung schrieb. 2 Nach dem Tod Domitians konnte Johannes nach Ephesus zurückkehren, wo er mit großen Ehren empfangen wurde und sein Evangelium schrieb.

In Ephesus erweckte Johannes die ihm entgegen getragene, soeben verstorbene == Drusiana. Nach seiner letzten Predigt unter dem Motto Kindlein, liebet euch untereinander stieg Johannes vor aller Augen in das neben dem Altar vorbereitete Grab und starb in großer Lichterscheinung; noch aus dem Grab segnete er seine Diakone.

Ältestes Zeugnis der Verehrung Johannes‘ ist die um 200 über seinem Grab in Ephesus errichtete und ihm geweihte Kirche, die Mitte des 6. Jahrhunderts durch Kaiser Justinian I. „den Großen” zur Basilika ausgebaut wurde. Die Verehrung verbreitete sich im Westen v. a. nach dem Konzil von Ephesus. Papst Hilarius weihte ihm ein Oratorium in der Taufkapelle – heute die Kapelle San Giovanni in Fonte – am damaligen Sitz des Papstes, der Lateransbasilika, welche damals noch dem Salvator, dem Erlöser, geweiht war; im 6. Jahrhundert wurde dann auch die Basilika San Giovanni in Laterano ihm und Johannes dem Täufer geweiht. Johannes‘ Tunika wurde in dieser Basilika lange Zeit unter dem Papstaltar verehrt. Papst Hadrian weihte Ende des 8. Jahrhunderts die Kirche San Giovanni an der Porta Latina. Im deutschen Sprachraum wuchs die Verehrung erst später, gefördert durch die Legenden um Johannes.

Das Gedenken Johannes‘ in der Woche des Christfestes bezeugte schon Gregor von Nyssa 379. Ein Kalender der Syrisch-Orthodoxen Kirche aus dem 4. Jahrhundert nennt den Gedenktag für Johannes am 27. Dezember, zusammen mit Jakobus; das Lektionar der Armenischen Kirche in Jerusalem aus dem 5. Jahrhundert nannte den 29. Dezember. In der ambrosianischen Liturgie wurde Johannes ab dem 5. Jahrhundert am 27. Dezember verehrt, Jakobus am 29. Nach dem Martyrologium des Hieronymus wurde Johannes‘ und Jakobus‘ im 5. Jahrhundert zusammen am 27. Dezember gedacht. Um 780 wurde das Gedächtnis in der Johannes geweihten Kirche an der Porta Latina am 6. Mai begangen – dieser Tag wurde erst 1960 aus dem Kalender gestrichen.

Wegen seiner hohen Theologie, wird er mit einem Adler dargestellt. Die Schlange im Kelch deutet auf den Versuch, Johannes zu vergiften. Als Begräbnisort wird die ihm geweihte Kirche auf dem Burghügel von Ephesus genannt. Auf der Insel Patmos wird die Apokalypse-Grotte am Hügel zwischen dem Johannes-Kloster und der Ortschaft Patmos gezeigt, wo er angeblich das letzte Buch des Neuen Testaments verfasste. Das große nach ihm benannte Kloster wurde 1088 gegründet, die meisten Teile stammen jedoch aus dem 17. Jahrhundert. Es birgt Reliquien, seltene Handschriften, Kirchenschätze und Ikonen von unschätzbarem Wert.

Johannes ist Weinheiliger, weil um die Zeit seines Gedenktages die Gärzeit zuende ist und das erste Mal der frische Wein, die Johannesminne, getrunken wird; der nach ihm benannte Wein wird an diesem Tag geweiht, ihn reicht der Priester der Gemeinde, die mit ihm die Liebe Johannes‘ kosten darf. Dieser gesegneter Wein wurde zuhause eingelagert, diente auch als Medizin sollte bei allen möglichen Erkrankungen für schnelle Genesung sorgen und vor Gefahren schützen. Hintergrund ist die Legende, nach der Johannes einen Becher vergifteten Weines segnete, worauf dieser seine tödliche Wirkung verlor.

Am Johannistag war in Schwaben und Tirol auch das Weiberdingete Brauch: der Mann führte seine Frau ins Wirtshaus, und sie fragte ihn öffentlich, ob er sie für das kommende Jahr wieder dingen, also in Dienst nehmen, wolle; stimmte der Mann zu, bezahlte die Frau die Zeche.

Attribute: Adler, Kelch mit Schlange, Ölkessel


Patron von Künzelsau in Hohenlohe; der Bildhauer, Maler, Buchdrucker, Papierfabrikanten, Papiermacher, Buchbinder, Buchhändler, Schriftsteller, Schreiber, Beamten, Notare, Theologen, Winzer, Metzger, Sattler, Glaser, Spiegelmacher, Graveure, Kerzenzieher und Korbmacher; der Freundschaft, des Weines; bei Brandwunden; für gute Ernte; gegen Hagel, Vergiftungen, Brandwunden, Fußleiden und Epilepsie
Bauernregel: Hat der Evangelist Johannes Eis, / dann macht es auch der Täufer heiß.

Kommentare sind geschlossen.