Archiv für Mittwochs Kolumne

Mittwochskolumne: Kathedra Petri

Bern (novaradio.ch): Am 22. Februar feiert die Kirche Kathedra Petri. An diesem Fest gedenkt die Kirche der Übernahme des Römischen Bischofsstuhls und damit der Leitung der Weltkirche und des Lehramts durch den Nachfolger des Apostels Petrus. Dieses Fest erinnert uns daran, dass wir nicht Einzelkämpfer sind auf dem Weg des Glaubens, sondern in einer Gemeinschaft mit über einer Milliarde anderer Menschen sind, die ebenfalls der Katholischen Kirche angehören. Das sichtbare Zeichen dieser Einheit ist der Bischof von Rom, der Papst. Ich möchte kurz einige Gedanken niederschreiben, die der Frage nachgehen, was es benötigt, dass eine Gemeinschaft, die sich als Einheit sieht, funktioniert.

Zuerst möchte ich hier die wichtige Tugend Demut nennen. Es erstaunt mich manchmal, wie gewisse Laien, Priester und Bischöfe das Gefühl haben, sie seien anderen Teilen der Weltkirche intellektuell und moralisch überlegen. Wenn in einer Gemeinschaft jemand sich als überlegen sieht, gefährdet er die Gemeinschaft, da er seine Person wichtiger als das Kollektiv erachtet. Wenn beispielsweise Schweizer Bischöfe sich nicht an die Vorgaben der Weltkirche halten, dann führen sie ihre Gläubige in einen Gewissenskonflikt, da die Gläubigen sich entscheiden müssen zwischen dem Lehramt und der Praxis der Ortskirche. Dies führt zu unnötigen Spannungen und Spaltungen in der Gemeinschaft. Besonders tragisch ist es, wenn die Reformen, die durchgeführt werden sollen und von denen die hiesigen Bischöfe glauben, sie seien fruchtbringend, seit Jahren zu einer Entleerung der Kirche führen. In diesem Fall stehen die Reformen nicht nur im Widerspruch zum Lehramt, sondern auch noch zur Realität.

Eine weitere Tugend ist die Objektivität. Oft interessiert Katholiken ein spezielles Thema im Glauben. Beispielsweise sind einige Christen Verehrer eines Heiligen oder eines speziellen Wallfahrtsortes. Teilweise können es auch Privatoffenbarungen sein, die für das Leben eines einzelnen Gläubigen grosse Bedeutung haben. Solange man hier nicht fanatisch ist und einsieht, dass man hier vielleicht eine subjektive Sichtweise hat, stellt dies kein Problem dar. Zur Zerreisprobe einer Gemeinschaft wird es, wenn die Gläubigen andere Katholiken krampfhaft überzeugen wollen, dass nur ihre Spiritualität die richtige ist. Ein Katholik wird, solange es nicht die Dogmen der Kirche betrifft, tolerant sein müssen, um die Einheit zu wahren. Tolerant bedeutet hier nicht, dass er gleichgültig sein soll, sondern dass er akzeptieren muss, dass das religiöse Leben eines anderen Katholiken andere Akzente setzen darf, solange es nicht die zentralen Glaubenssätze der Kirche betrifft.

Die letzte wichtige Tugend ist die Grossherzigkeit. Ein Katholik muss ein grosses Herz für seine Mitmenschen haben und stets versuchen, nachsichtig zu sein gegenüber den Fehlern und Sünden seiner Mitchristen. Jesus verlangt von uns, unseren Mitmenschen ihre Sünden zu verzeihen, damit der himmlische Vater unsere Sünden verzeiht. Wenn wir grossherzig sind, können wir eine Gemeinschaft aufbauen, in der jeder Mensch Platz hat, um im Glauben zu wachsen.

Lassen Sie uns dieses Fest Kathedra Petri würdig feiern und arbeiten wir alle daran, die Einheit durch unsere Tugenden zu stärken und weiter wachsen zu lassen. DR

Mittwochskolumne: Fastenzeit

Bern (novaradio.ch): Heute beginnt die Fastenzeit. Persönlich habe ich mir vorgenommen, meinen Kaffeekonsum einzuschränken und auf Alkohol, Fleisch und Süssigkeiten zu verzichten. Viele Menschen nehmen sich Vorsätze für die Fastenzeit. Oft steht nicht das Religiöse im Vordergrund, sondern der Wunsch, gesünder zu leben. Für den gläubigen Christen ist die körperliche Gesundheit, die durch das Fasten gefördert wird, sicherlich auch ein positiver Effekt. Aber der Hauptgrund, mit dem Fasten zu beginnen, ist der Wunsch, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der Lärm des Alltags lässt uns oft vergessen, wie schön unser katholischer Glaube ist und wie glücklich wir sein dürfen, Christen zu sein. Der Glaube an Jesus Christus verspricht uns, ein ewiges Leben bei Gott führen zu dürfen. Die Hauptquelle unseres Glücks dürfen daher nicht Essen, teure Autos oder schöne Ferien sein, sondern die Gewissheit, dass Jesus uns so sehr liebt, dass er für uns am Kreuz gestorben ist. Aus dieser Freude heraus müssen wir lernen, unser Leben zu gestalten. Das bedeutet nicht, dass es schlecht ist, wenn wir uns an materiellen Dingen erfreuen. Es bedeutet nur, dass dies nicht das Fundament unseres Lebensglücks sein kann. In der 40-tägigen Fastenzeit schenkt uns die Kirche daher die Chance, neu zu einem Leben in Fülle zu finden, wie Jesus uns dies im Evangelium verheisst. In der Fastenzeit sind wir nicht nur aufgerufen, auf Speisen zu verzichten, sondern auch vermehrt zu beten und aktiv Gutes zu tun. Durch einen häufigen Besuch der Heiligen Messe und durch das unermüdliche Gebet tauchen wir immer mehr in Liebe Gottes zu uns Menschen ein. Dieses Eintauchen ermöglicht uns, unsere Mitmenschen als Mitbrüder und Mitschwestern zu sehen und Taten der Nächstenliebe zu vollbringen. Der Unterschied zwischen einem christlichen Fasten und einem Gesundheitsfasten ist derjenige, dass der gläubige Christ sich bei seinem Fasten nicht aus dem Alltag verabschiedet und seinem Körper durch den Entzug gewisser Speisen Ruhe gönnt, sondern seine Energie darauf konzentriert, vermehrt Gott und seinen Mitmenschen zu dienen. Grundsätzlich wäre eine solche Haltung immer wünschenswert, jedoch sind wir alles schwache Menschen, die es nicht schaffen, stets die Gebote der christlichen Liebe zu erfüllen. Die Fastenzeit hilft uns jedoch, auch nach Ostern den Fokus auf Gott auszurichten und beizubehalten.

Der letzte wichtige Punkt, den ich ansprechen möchte, ist die Beichte. Es ist wichtig, die Fastenzeit auch zu nutzen, um über sein eigenes Leben und die Fehler, die wir immer wieder machen, nachzudenken. Eine gelungene Fastenzeit beinhaltet auch eine Beichte, in der wir unsere Sünden bekennen und damit einen Neuanfang wagen. Das Beichtsakrament wird bei uns in der Schweiz sehr vernachlässigt, da viele Menschen meinen, sie hätten gar keine Sünden. Wir alles sind jedoch Sünder und wir alle bedürfen der Barmherzigkeit Gottes, die in der Beichte erfahrbar wird.

Ich wünsche Ihnen allen eine gelungene und segensreiche Fastenzeit. DR

Mittwochskolumne: Unsere Liebe Frau von Lourdes

Bern (novaradio.ch): Am 11. Februar feiert die Kirche «Unsere Liebe Frau von Lourdes» und gleichzeitig auch den Welttag der Kranken. Zu einer Zeit, als die Kirche durch viele Politiker, Philosophen und Wissenschaftler kritisiert und abgelehnt wurde, erschien dem Mädchen Bernadette 1858 die Muttergottes in Lourdes. Seit der Erscheinung sind viele Menschen in Lourdes geheilt worden und viele Atheisten und Agnostiker sind durch Lourdes zum Glauben gekommen. Auch im 21. Jahrhundert gehen viele Menschen nach Lourdes, um von körperlichen und seelischen Leiden befreit zu werden. Für mich ist Lourdes die Botschaft Gottes an die Menschen, dass Jesus Christus trotz aller technischen und wissenschaftlichen Fortschritte, die in den letzten beiden Jahrhunderten gemacht wurden, Herr der Welt bleibt. Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, Gott durch irgendeine weltliche Weisheit oder materielle Dinge ersetzen zu können. Die menschliche Weisheit kann nur bis zu einem gewissen Grad die Welt verstehen. Einige Dinge werden uns nur durch den Glauben geoffenbart. Die Muttergottes stellte sich Bernadette als Unbefleckte Empfängnis vor, ein Dogma, das 1854 verkündet wurde. Bernadette konnte unmöglich von diesem Dogma wissen, da sie über keine theologische Ausbildung verfügte. Als Menschen sollten wir zwar den Drang haben, möglichst viel zu wissen, jedoch sollten wir auch die Demut zeigen, unsere Grenzen anzuerkennen. Lourdes ist ein Geschenk Gottes an uns Menschen, da die Erscheinung der Muttergottes uns klarmacht, dass Maria an unserer Seite steht und wir alle ihre Kinder sind. Auch wenn nicht jede und jeder eine Heilung in Lourdes erfährt, so schenkt Lourdes uns einen neuen Blick auf unser Leben. Wir erkennen, dass Gott uns nie im Stich lässt – auch nicht in unseren grössten Leiden.

Lourdes sollte uns auch ermutigen, für kranke Menschen zu sorgen und sie nicht zu vergessen. Der Welttag der Kranken sollte uns Kraft geben, uns allen Personen zu widmen, die unsere Hilfe benötigen. Jesus sagt uns, dass alles, was wir für die geringsten seiner Mitschwestern und Mitbrüdern tun, wir für ihn getan haben. In diesem Geist schaffen wir es, eine wahre christliche Gemeinschaft aufzubauen, bei der uns die Welt daran erkennt, dass wir einander aufrichtig lieben. Möge die Liebe Frau von Lourdes uns auf diesem Weg beistehen. DR

Mittwochskolumne: Darstellung des Herrn

Darstellung des Herrn

Bern (novaradio.ch): Am 2. Februar feiert die Kirche das Hochfest Darstellung des Herrn, volkstümlich auch Mariä Lichtmess genannt. Maria und Josef bringen Jesus in den Tempel, wie es das jüdische Gesetz vorschreibt. Dort begegnen ihnen Simeon und Hanna, die auf das Heil Israels warten. Beide erkennen in Jesus die ersehnte Rettung und preisen Gott für seine Grösse und Güte.

Was sagt uns dieses Fest heute? Für mich ist die Demut zentral, mit der Maria und Josef die jüdischen Tempelgesetze befolgen. Beide wussten, dass Jesus kein normales Kind war. Sie hätten voller Stolz und Hochmut alle Gesetze des alten Bundes ignorieren können, was sie aber nicht getan haben. In der heutigen Zeit gibt es so viele Menschen, die das Gefühl haben, sie müssten sich nicht an die kirchlichen Regeln halten, da sie besser als die Kirche wissen, was richtig und was falsch ist. Beispielsweise gehen sie nicht der Sonntagspflicht nach, da sie glauben, Gott verlange dies nicht. Auch das Gebet vernachlässigen sie. Diese Menschen sollten sich an Beispiel an der Heiligen Familie nehmen. Diejenigen, die glauben, sie seien auserwählt, müssen noch mehr Demut zeigen und die Gebote Gottes noch intensiver befolgen als die anderen Menschen. Gott liebt die Demütigen und diejenigen, die sich nicht über die Regeln Gottes und seiner Kirche stellen. Der zweite Punkt hängt mit dem ersten zusammen. Simeon und Hanna warten auf das Heil Israels. Sie gehen hierfür ständig in den Tempel und beten. Auch wir sollten unser Heil nicht von materiellen Dingen oder anderen weltlichen Angelegenheiten erwarten, sondern vom Gebet. Papst Franziskus hat das Jahr 2024 zum Jahr des Gebets ausgerufen. Wir sollten alle seinem Aufruf folgen und uns vermehrt dem Gebet widmen. Wie Simeon und Hanna sollten wir hierbei die Geduld aufbringen, nicht aufzugeben, sondern beharrlich zu bleiben und auf unser Heil zu hoffen. Leider gibt es viele Menschen in unserer Gesellschaft, die traurig und unzufrieden sind mit ihrem eigenen Leben. Sie fallen in Depression und Verzweiflung, da sie keinen Ausweg sehen. Gerade diese Menschen sollten all ihre Kraft auf das Gebet konzentrieren. Im Gebet sehen wir unser Leben durch die Augen Gottes. Wir erkennen, dass Gott jeden von uns einzigartig erschaffen hat und uns alle liebt. Dies gibt uns die Stärke, unseren Alltag zu meistern. Nutzen wir daher das Hochfest Darstellung des Herrn, um uns neu darauf zu besinnen, dass die Kirche uns mit ihren Geboten, die Heilige Messe zu besuchen und zu beten, keine Last auferlegt, sondern diese Gebote zu unserem Heil einfordert. DR

Mittwochskolumne: Leben und Glaube

Ein Leben aus dem Glauben

Bern (novaradio.ch): Oft fragt man sich als Katholik, was denn der Unterschied zwischen denjenigen Menschen ist, die an Jesus Christus glauben und denjenigen, die ihr Leben ohne Christus führen wollen. Vor allem in schweren Stunden zweifeln viele Katholiken daran, ob es sinnvoll ist, weiterhin in die Messe zu gehen und zu beten, obwohl Gott manchmal so weit entfernt scheint. Bei vielen Christen kommt dann die Zeit einer tiefen Verzweiflung, bei der sie an Gott zweifeln. Alles wird in ihnen kalt und sie schaffen es nicht mehr, mit Freude an Gott zu glauben.

Was macht nun ein Leben aus dem Glauben aus? Persönlich bin ich davon überzeugt, dass Gott dem Menschen keine Last auferlegt, die er nicht zu tragen fähig ist. Die Gnaden, die Gott schenkt, sind um einiges grösser als die Stolpersteine, die auf unserem Weg zum ewigen Heil liegen. Ein Leben aus dem Glauben zu führen, bedeutet für mich, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern Gottes Willen zu akzeptieren. Es bedeutet, die Rückschläge im Leben zu nutzen, um geduldiger und liebevoller zu werden. Wir werden nie verstehen, wie durch die Ursünde der Tod und das Leid in die Welt kamen. Wir können aber sicher sein, dass Gottes Schöpfung durch die Ursünde nicht vollständig schlecht wurde, sondern immer noch gut ist. Da Gott alles gut erschaffen hat, dürfen wir auch voller Freude sein. Wenn uns böse Gedanken einreden wollen, dass das Leben nur aus Schlechtem besteht, dann ist es wichtig, Gott für all das Gute zu danken, das wir jeden Tag erfahren dürfen. Der Mensch, der aus dem Glauben lebt, erhält von Gott nicht Millionen von Franken, ist nie krank oder hat immer beruflichen Erfolg. Der Mensch, der sein Leben aus dem Glauben lebt, sieht die Welt anders, weil er positiver durchs Leben geht. Hier liegt der entscheidende Unterschied zwischen einem gläubigen Katholiken und einem Atheisten. Ein Atheist setzt all seine Hoffnungen auf dieses Leben und in sich selbst. Der gläubige Christ glaubt an die Göttliche Vorsehung und daran, dass er nie tiefer fallen kann als in Gottes liebende Hände. Deshalb möchte ich mit dieser Kolumne alle Menschen, die manchmal verzweifelt sind und nicht mehr an Gott glauben können, ermutigen, weiterhin zu beten und Christus treu zu bleiben. Beten Sie, auch wenn es innerlich manchmal kalt ist und man durch eine geistige Wüste wandern muss. Durch Ihr Gebet in den schweren Stunden können Sie für sich selbst und die ganze Welt viele Gnaden gewinnen. Die Verzweiflung kommt nie von Gott. Gott schenkt Glaube, Hoffnung und Liebe. DR